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Die Radierfolge "Les Misères et les Malheurs de la guerre" - Ein Beitrag von Ines Krupp

Der Galgenbaum – Radierung von Jacques Callot, 1633

Detail - Soldaten beim Würfelspiel

Ines Krupp

Das StiftsMuseum verfügt auch über eine interessante druckgraphische Sammlung von mehreren Tausend Blättern. Sie umfasst Stadtansichten, Portraits, Karten und historische Szenen.

Als Restauratorin für Buch und Papier arbeite ich viel mit graphischen Blättern und möchte gern den berühmten Radierzyklus „Les Misères et les Malheurs de la guerre“, zu Deutsch „das  Elend und Unglück des Krieges“, des Graphikers Jacques Callots (1592-1635) vorstellen. Er stellt anhand von 18 recht kleinformatigen Szenen (8 x 18,5 cm) in äußerst detaillierter und schonungsloser Weise die Gräueltaten des 30-jährigen Krieges dar.

Das Museum präsentiert in seiner Ausstellung eine Auswahl von sechs Blättern. Jedes zeigt auf seine Weise die Grausamkeiten einer Belagerung, Plünderung oder Hinrichtung. Keiner seiner Zeitgenossen hat es geschafft, das Leid des 30-järigen Krieges packender in Szene zu setzen. Die bekannteste Darstellung aus der Reihe dürfte der Galgenbaum sein, der sich auch in vielen Geschichtsbüchern wiederfindet.

Die zwei Dutzend Erhängten erzeugen einen grotesken, als auch schockierenden Eindruck, der den Betrachter damals wie heute erschauern lässt. Somit wohnt Callots berühmter Radierfolge eine Zeitlosigkeit inne, die uns fortwährend an die Grausamkeiten eines Krieges erinnern lassen sollte.

Neben der Darstellung bin ich als Restauratorin auch an technischen Details interessiert. So gilt Callot nicht nur generell als herausragender Graphiker, sondern auch als maßgeblicher Weiterentwickler der Stufenätzung. Unterschiedlich lange Ätzzeiten der Druckplatte schaffen neue Gliederungsmöglichkeiten der Darstellung. Der Vordergrund erhält durch stärkere Linien eine deutlichere Betonung, während die Linien des Hintergrundes oft nur noch zart angedeutet werden. Die Druckgraphik erfährt dadurch eine neue Qualität ihrer perspektivischen Wirkung.

Es lohnt sich ein vergrößerter Blick auf die Blätter, um erkennen zu lassen, dass auch der Hintergrund  präzise ausgearbeitet wurde und durch seine Detailliertheit besticht.