In Raum 10 können Sie die älteste Handschrift, die sich im StiftsArchiv Xanten erhalten hat, selbst in Augenschein nehmen! Die Pergamentseiten, die mit der karolingischen Minuskelschrift versehen sind, stammen aus der Zeit um 1130, sind also fast 900 Jahre alt. Trotzdem kann man die Texte aus dem Alten und Neuen Testament noch heute wunderbar lesen. Das liegt zum Einen an der Sorgfalt und der Kunstfertigkeit des Schreibers, der mit einer Gänsefeder Buchstaben für Buchstaben auf die vorbereitete Pergamentseite schrieb.
Die besonders haltbare Tinte, die nicht selten ebenfalls vom Schreiber hergestellt wurde, ermöglicht es uns zum anderen, die kunstvoll gestalteten Seiten bis heute zu betrachten.
Die ornamental gestalteten Initialen verweisen auf die Anfangszeit der Buchmalerei. Die künstlerische Entwicklung lässt sich an den anderen ausgestellten Handschriften eindrucksvoll nachvollziehen.
Wieviel Zeit und Mühe es wohl gekostet haben muss, bis man den wertvollen Codex in den Händen halten konnte? Dies war freilich den Stiftsbrüdern vorbehalten, die die Biblia Sacra als Lektionar im Gottesdienst verwendeten. Wir können aus den nachträglichen Kapitelvermerken und den über den Text geschriebenen frühen Noten ohne Linien darauf schließen. Die besondere Wertschätzung liturgischer Bücher wird an diesem „Prachtexemplar“ sichtbar.